Raum-Klang-Komposition Jan-Peter E.R. Sonntag: uoaei — HELMHOLTZ VOOCAAL — KITTLERS FORMANT, 12. September 2024

an installation and concert for the architecture of the animal anatomical theatre – TA T on 12-14 September 2024 @ Berlin Art Week

Raum-Klang-Komposition Jan-Peter E.R. Sonntag: uoaei — HELMHOLTZ VOOCAAL — KITTLERS FORMANT, 12. September 2024

UOAEI – HELMHOLTZ VOOCAAL: KITTLERS FORMANT ist eine Raum-Klang-Komposition/Installation und zugleich der Nachklang und die apparativen Spuren einer diskursiven Verschaltung zentraler Theorie-Motive aus Hermann von Helmholtz´ Lehre von den Tonempfindungen (1863) und aus Aufschreibesysteme 1800/1900 Friedrich Kittlers ausgehend von ihren experimental-apparativen wie klingenden Evidenzen.

In seiner Raum-Klang-Komposition/Installation prozessiert Jan-Peter E.R. Sonntag ein zentrales medienwissenschaftliches Motiv aus der Lehre von den Tonempfindungen:

„Man kann nun nicht verkennen, dass gegenwärtig selbst von unseren Opernsängern nur wenige im Stande sind, einen kleinen mehrstimmigen Satz, der entweder gar keine Begleitung hat oder nur sparsam durch wenige Akkorde begleitet ist, wie z.B. das Maskenterzett in Mozart’s Don Giovanni, so zu singen, dass der Hörer die volle Freude an dem reinen Wohlklange haben könnte. Die Akkorde klingen fast immer ein wenig scharf und unsicher, so dass sie einen musikalischen Hörer beunruhigen. Wo sollen aber auch unsere Sänger lernen rein zu singen, und ihr Ohr für den Wohlklang reiner Akkorde empfindlich an machen. Sie werden von Anfang an geübt an dem gleichschwebend gestimmten Klaviere zu singen. Wird ihnen als Begleitung ein Dur-Akkord angegeben, so können sie sich entweder mit dessen Grundton, oder mit dessen Quinte, oder mit dessen Terz in Konsonanz setzen. Es bleibt ihnen dabei ein Spielraum von fast einem Fünftel eines Halbtons, innerhalb dessen ihre Stimme herum-irren kann, ohne gerade entschieden die Harmonie zu verlassen, und selbst wenn sie noch ein wenig höher geht, als die Konsonanz mit der zu hohen Terz verlangt, oder ein wenig tiefer, als die Konsonanz mit der zu tiefen Quinte verlangt, so wird der Wohlklang des Akkordes noch nicht gerade viel schlechter werden. Der Sänger, welcher sich an einem temperierten Instrumente einübt, hat gar kein Prinzip, nach welchem er die Tonhöhe seiner Stimme sicher und genau abmessen könnte.“
(Hermann von Helmholtz, Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für eine Theorie der Musik, Braunschweig 1863 S. 499f.)

Jan-Peter E.R. Sonntag, geb. 1965 in Lübeck, ist Künstler, Kompnist und Theoretiker. Er studierte Kunst, Kunstgeschichte, Komposition, Philosophie und Kognitionswissenschaften. Er erhielt u.a. den Deutschen Klangkunstpreis, war Stipendiat der Akademie Schloss Solitude und der Villa Aurora in Los Angeles. Er initiierte das Projekt apparatus operandi. Für die documenta 14 realisierte er 2017 RUNDFUNK AETERNA a radio opera. Seit 2013 ist er neben Sebastian Döring Herausgeber für die Schaltungen in der Werkausgabe Friedrich Kittlers.

Wann: Am 12. September 2024 ab 18 Uhr.

Wo: Tieranatomisches Theater (Campus Nord, Philippstraße 13/Haus 3), Hörsaal, Humboldt-Universität zu Berlin, Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, 10115 Berlin.

Die Veranstaltung ist öffentlich. Zur Teilnahme ist keine Anmeldung erforderlich. UOAEI von Jan-Peter E.R. Sonntag ist eine Kooperation der Galerie Georg Nothelfer, N-Solab, dem Tieranatomischen Theater und der Friedrich-Kittler-Gesellschaft @ Berlin Art Week. In der Installation stellt Jan-Peter E.R. Sonntag jene Phänomene oder Tonempfindungen um auf Rezeptionsästhetik, die er im Rahmen der Summer School Friedrich Kittlers Theorie und Geschichte der Medien zuvor von produktionstechnischer Seite an den Geräten erläutert hat.

Bildnachweise:
videostill, Jan-Peter E.R. Sonntag & Lars Gühlcke with the sonH Synth, SYNTH 3. act, TA T, Berlin 2017
Jan-Peter E.R. Sonntag, HELMHOLTZ VOOCAAL 2. act, TA T, Berlin 2021 (photo by the artist)
Jan-Peter E.R. Sonntag, Temporäres Editionsbüro, SYNTH, TA T, Berlin 2017 (photo by the artist)
Jan-Peter E.R. Sonntag, HELMHOLTZ VOOCAAL 1. act, TA T, Berlin 2021 (photo by the artist)
Jan-Peter E.R. Sonntag, sonDbass, SINUS, TA T, Berlin 2015 (photo by the artist)
Jan-Peter E.R. Sonntag, 24-key for 24-pitch-per-octave harmonium for ‚pure tuning‘ according to Helmholtz, HELMHOLTZ VOOCAAL 1. act, TA T, Berlin 2021 (photo by the artist)
Jan-Peter E.R. Sonntag, sonHSynth, HELMHOLTZ VOOCAAL 3. act, TA T, Berlin 2021 (photo by the artist)